
Schafwolle - ein fantastisches Naturmaterial
Schon in der Steinzeit haben Menschen Wolle von Tieren verarbeitet, um daraus Kleidung, Gebrauchsgegenstände oder sogar medizinisches Zubehör zu erhalten. So lieferte auch das Schaf einen nicht unerheblichen Anteil an Wolle für den täglichen Gebrauch im Leben vor fast zehntausend Jahren. Auch heute nutzt man Wolle zu unterschiedlichen und vielfältigen Zwecken: Als Heilwolle gegen wunde Brustwarzen und einen roten Babypopo, als Strickwolle für kuschelige Socken und Pullover, als Filz zum Basteln, Gestalten und für Outdoor-Mode.
Mode aus Wolle: Nicht schwitzen, nicht frieren, nicht nass werden
Schafwolle ist ein echter Alleskönner, denn sie ist mehr als einfach nur wärmend. Die Fasern sind atmungsaktiv und stellen die Luftzirkulation mit der Außenluft sicher, sodass sich kein Wärmestau bilden kann und die Haut trotz der Wärme nicht beginnt, sich feucht und schwitzig anzufühlen. Pullover oder Jacken aus Schafwolle sind also vielmehr regulierend. Wärme und Feuchtigkeit können vom Körper abgeleitet werden. Trotzdem fühlt sich Wolle nie feucht an, denn die äußere Schuppenschicht des Wollhaars ist wasserabweisend, das Innere jedoch kann Feuchtigkeit aufnehmen und binden. So kann Wolle bis zu 25 % des Eigengewichts an Wasser aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen. Für Oberbekleidung hat Wolle daher einen praktischen Nebeneffekt: Leichter Regen perlt oberflächlich von der Kleidung ab und Sie fühlen sich nicht nass, der Körper kühlt nicht aus. Wurde die Schafwolle vor der Verarbeitung gefilzt, verliert sie ihre Elastizität, erhält dafür jedoch eine windabweisende Struktur, die bei Mänteln und Jacken ideal ist.
Ein sanfter Regen ist also mit einem Wollwalk-Mantel kein Problem. Regnet es jedoch wie aus Eimern, wird Kleidung aus Schafwolle sehr schwer und irgendwann klitschnass. Zwar behält die Kleidung im Vergleich noch sehr viel ihrer wärmenden Eigenschaft, aber bei sehr nassem Wetter ist synthetische Funktionskleidung tatsächlich im Vorteil. Knittrige Kleidung braucht man bei Schurwolle jedoch nicht zu fürchten, denn Schafwolle knittert auch im Reisekoffer nicht.
Das Waschen von Kleidung aus Wolle ist zwar etwas aufwendiger, weil die Wolle bei der normalen Maschinenwäsche verfilzt und im Trockner oder bei zu heißen Temperaturen gewaschen stark schrumpft, dafür ist die Wäsche bei Wollkleidung seltener nötig. Da Schafwolle Gerüche hemmt, reicht es oft aus, die Kleidung nur zu lüften. Wenn der Wollpulli dann auf der Hand oder im Wollwaschgang bei niedriger Temperatur gewaschen werden musste, ist jedoch Geduld gefragt, denn Wolle braucht sehr viel Zeit, um wieder komplett durchzutrocknen.
Wolle als Bau- und Einrichtungsmaterial: gesund und sicher
Im Bereich der baubiologischen Sanierung von Häusern und Wohnungen sowie beim Einrichten in einem natürlichen Stil hat Schafwolle einen festen Platz. Als Dämmmaterial ist Schafwolle mit ihren positiven, wärmeregulierenden Eigenschaften ideal. Da Wolle außerdem schwer entflammbar ist, ist sie vielen „klassischen" Dämmmaterialien gegenüber im Vorteil. In der Inneneinrichtung kann Schafwolle nicht nur vielfältig eingesetzt werden, beispielsweise in Teppichen, Kissenbezügen oder Polstermöbeln, sie bringen außerdem eine stark schadstoffbindende Komponente ein. Moderne Möbel dünsten jahrelang Formaldehyd oder Benzole aus. Zigarettenrauch dringt in Oberflächen ein und der Raum riecht unangenehm. Schafwolle kann diese schlechten Gerüche und giftigen Stoffe aus der Luft binden und unschädlich machen. Dabei ist Schafwolle an sich sehr unempfindlich gegen Verschmutzung, da die Wollfasern gegeneinander reiben und so den Schmutz abstoßen. Auch elektrostatische Aufladung ist im Gegensatz zu Kunstfasern bei Wolle kein Thema. Diese Eigenschaften machen Wolle zu einem angenehmen und pflegeleichten Alltagsbegleiter.
Wolle in der Hausapotheke: heilend und pflegend
In der unbehandelten Wolle steckt ein sehr wertvoller Stoff: Lanolin. Dieses wird auch Wollwachs genannt und hat eine entzündungshemmende, hautpflegende Wirkung. Wer kein hochreines Lanolin aus der Tube verwenden will, kann wunde Stellen auch einfach mit Heilwolle abdecken. Die Heilungsprozesse sind bereits nach wenigen Stunden sichtbar und haben schon so mancher Mutter bei stillwunden Brustwarzen oder dem Baby bei einem roten Popo geholfen. Das Lanolin bedeckt die wunde Haut, stört aber nicht die Hautatmung und versorgt die Haut gleichzeitig mit wichtigen körperverwandten Fetten.
Vorsicht bei Wolle aus konventioneller Produktion!
Was zunächst verlockend und praktisch klingt, ist das Ergebnis einer chemischen Ausrüstung eines natürlichen Stoffes. Schafwolle kann mit einer dünnen Schicht Kunststoff überzogen werden, sodass sie pflegeleichter wird und mit der anderen Wäsche in der Maschine gewaschen werden kann. Die positiven Eigenschaften, wie die Wärme- und Feuchtigkeitsregulation werden dadurch jedoch weitgehend zerstört. Auch chemische Fraßgifte gegen Kleidermotten, Imprägnierungen und Weichmacher werden auf die Schurwolle aufgebracht und so wird die Naturfaser zur Chemiekeule. Wer also ein Naturprodukt haben möchte, darf sich auf die Angabe "100 % Schurwolle" nicht verlassen und muss Produkte eines Ökolabels mit strengen Richtlinien kaufen - oder Naturwolle selbst verarbeiten.